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Mode & Nachhaltigkeit: SOULID im Interview

  • Autorenbild: southandfashion
    southandfashion
  • 4. Juni 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Juli 2019

Das eigene Kaufverhalten nachhaltig zu verändern, ist ein wichtiger Vorsatz für die heutige Zeit. Dazu gehört weniger zu kaufen, aber vor allem richtig zu kaufen. Fair produziert, aus umweltfreundlichen Materialien oder sogar recycelt. Jedoch scheitert der gute Vorsatz oft dann leider an der Kleidung. Unaufgeregt, beige, langweilig sind die Vorurteile. Dabei gibt es eine Vielzahl an nachhaltigen Labels, bei denen der Spagat zwischen Mode und Fair Fashion super gut gelingt.


Der bereits seit 2013 nachhaltige Store Soulid aus Darmstadt hat es sich zum Ziel gesetzt, eben solche Kleidung anzubieten. Trendig aber auch Fair Fashion. So findet man im Store zum Beispiel Labels wie Lanius, die schon seit 1999 existieren oder auch Armedangels, die den Stil urbaner Streetwear mit aktuellen Modetrends kombinieren.

Darmstadt kann nachhaltig. Darmstadt kann grün.


South & Fashion hat Alexander Clauss von Soulid zum Gespräch über nachhaltige Ansprüche an Mode, Marken und Verhalten getroffen.


Warum ist für dich persönlich nachhaltige Mode wichtig?

Ich bin und war schon immer Modeaffin. Aber Mode sollte in meinen Augen keine schlechten Auswirkungen auf die Umwelt sowie für die daran beteiligten Personen haben.


Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Es hat ungefähr vor 10 Jahren begonnen. Die Idee war, dass ich mich selbst nach nachhaltiger Mode umgeschaut habe. Dementsprechend bin ich nicht fündig geworden. Das war dann der kleine Funke, der langsam zu einem großen Feuer geworden ist.



Für uns als Neuling, gibt es eine bestimmte Kennzeichnung an welcher wir vegane, fairtrade gehandelte Mode erkennen können?

Es gibt eine Vielzahl von Kennzeichnungen, das bekannteste und weitreichendste ist das GOTS-Zertifikat. Das hat, meinem Wissen nach, die strengsten Kriterien. Wenn ein Kleidungsstück mit diesem Siegel gekennzeichnet ist, dann kannst du stark davon ausgehen, dass du etwas Gutes in der Hand hältst. Das ist allerdings für Nachhaltigkeit, ökologische Produktion und soziale Standard. Für vegane Mode muss man jedoch separat nachschauen, was auf der Kleidung steht. Soweit ich weiß, gibt es noch kein einheitliches Label, dass vegane Mode auszeichnet.

Eine gute Referenz ist allerdings, die „peta certified vegan“-Zertifizierung.

Ist der Großteil der Käufer oder auch Konsumenten in den vergangenen Jahren konsumbewusster geworden?

Ich hoffe es sehr. Meine Kunden sicher. Aber wir sind hier noch immer eine Nische.

Der Großteil meiner Kunden kommt bewusst in den Laden, um was Nachhaltiges einzukaufen. Wir haben auch immer wieder Personen, die hier rein stolpern und sich über das Sortiment freuen, weil es ihnen gefällt. Und anschließend sich im zweiten Schritt über die Nachhaltigkeit bewusst werden. Dennoch habe ich leider immer mal wieder Gäste, denen die Nachhaltigkeit vollkommen egal ist. Die sagen mir dann: "Wenn es in Bangladesch produziert wäre und es die Hälfte kosten würde, wäre es mir lieber." Die gibt es auch. Von daher hoffe ich, dass die Käufer in den letzten Jahren konsumbewusster geworden sind.

Sind die Menschen nicht bereit für Werte wie Nachhaltigkeit, fairer Handel und Schutz vor Kinderarbeit einen Aufpreis zu bezahlen?

Wenn es ihnen bewusst ist, glaube ich doch, dass sie das sind.

Gerade große Ketten, wie Zara etc., die mit dieser Schnelllebigkeit, schnellem Konsum und billigen Konsum werben und davon leben, blenden es viele Menschen einfach aus.

Wenn man es ihnen tatsächlich dann mal vor Augen führt, dann ist doch ein Großteil bereit darüber nachzudenken und einfach mal vielleicht weniger zu kaufen und dafür die Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen.


Worauf achtest du, wenn du Kleidung kaufst? Welche Aspekte liegen dir besonders am Herzen?

Dasselbe, wenn ich etwas für den Laden einkaufe. Ich würde nichts anziehen, was ich nicht auch in meinem Laden nehmen würde, ganz klar.

Wie würdest du die Kleidung in deinem Laden beschreiben?

Im Vordergrund, ganz klar die Nachhaltigkeit, ökologisch produziert, recycelte Stoffe, so fair wie möglich gehandelt und dabei ein ganz klarer Fokus auf die Mode. So sind die Labels, die ich führe. Wir wollen die Leute über die Mode einfangen und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger oder mit dem Hammer draufhauen und sagen:

"Du musst jetzt kratzige Hanfkleidung anziehen, damit es gut für die Umwelt ist."

Sondern wir wollen den anderen Weg gehen und den Leuten vermitteln:

"Schau mal, das ist modisch und es ist trotzdem Fair Fashion!"

Wie würdest du den derzeitigen Zustand in der Textilindustrie beschreiben?

Über die gesamte Textilindustrie im Überblick, traurig. Wenn ich mir anschaue, dass bei den großen Ketten T-Shirts für 1,99€ verkauft werden, kann man sich mit einem gesunden Menschenverstand ausrechnen, was bei den Näher oder Näherin in Bangladesch o.ä. rauskommt. Dementsprechend einfach nur traurig.

Was sind deine langfristigen Pläne mit Soulid?

Habe ich keine. Dazu ist der Einzelhandel zu volatil, zu schwierig und unwissend. Da lege ich mich nicht fest. Ich bin ganz offen.

Ein Tipp, den jede und jeder von uns sofort umsetzten kann, damit der Kleiderschrank nachhaltiger wird?

Das Nachhaltigste ist, seine Klamotten sorgfältig auszuwählen und liebevoll zu pflegen.

Die Kleidung vor dem Kauf gründlich auswählen, auf die Qualität achten und keine unbedachten Schnellschüsse machen. Lieblingsstücke so lange anziehen, wie es nur geht. Wenn man all diese Tipps befolgt, dann ist man ganz weit vorne.



Recht hat er, denken wir uns. Es gibt keinen Grund, ständig neue Kleidung für wenig Geld und in fragwürdiger Qualität zu kaufen – wenn man stattdessen in hochwertige, langlebige Klamotten investieren kann.


Vielen Dank Alexander, für das tolle Interview!

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